Nahwärme-Informationsveranstaltung, Pressebericht der Gießener Allgemeinen Zeitung
Nahwärmenetz in Freienseen
(Artikel Gießener Allgemeine vom 19.05.25, von Hans-Joachim Losert)
Laubach (fp). Die Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen, Bewahrung von Lebensräumen und damit ein großer Beitrag zum Umwelterhalt. Es gibt viele Gründe, sich gegen fossile Brennstoffe zu entscheiden. Im Laubacher Stadtteil Freienseen könnte sich in naher Zukunft die Möglichkeit bieten, ein eigenes Energiesystem für das gesamte Dorf zu installieren. Allerdings müssen sich mindestens 176 der 310 potenziell vorhandenen Abnehmer dafür entscheiden. Diese sind nötig, damit die Kostenmodellrechnung greift, die den interessierten Einwohnern am Freitagabend in der »Heinrich Norwig Halle« vorgestellt wurde. Eingeladen zum Informationsabend hatten die Nahwärmeinitiative Freienseen und die Energiegenossenschaft Vogelsberg (evg). Entstanden war die Idee dazu im Rahmen einer Dorfschmiede-Gesprächsgruppe als eines von drei Themen, erläuterte Dr. Ulf Häbel von der Initiative bei seiner Begrüßung. Eine Gruppe beschäftigt sich mit dem Gedanken, wie in Zukunft die Häuser beheizt werden könnten. Dabei stellte sich die Frage, ob jeder einzeln etwas tut oder es die Möglichkeit für ein Nahwärmenetz gibt. Um diese zu beantworten, brauchte man Experten. So entstand der Kontakt zur evg. Diese plant nun über ihre Tochter »Vobeg Projekt« den Bau eines nachhaltigen Nahwärmenetzes für Freienseen.
Acht Kilometer Leitungen nötig.
Die Wärmeversorgung soll über eine Kombination aus Solarstrom, Luft/Wasser-Wärmepumpen und einem Biomassekessel erfolgen. Stromspeicher versorgen die Wärmepumpen mit Strom, während der Biomassekessel mit regionalen Holzhackschnitzeln betrieben wird. Damit könnte der Ort mit umweltfreundlicher Nahwärme versorgt werden. Björn Köhler vom Vorstand der evg und Dr. Sebastian Guth machten in ihren Erläuterungen zunächst die Vorteile deutlich. Neben der Kosteneffizienz schlage vor allem die verlässliche Versorgung zu Buche. Die Systeme seien für alle Gebäudetypen und -alter geeignet. Den Konsumenten würde eine hohe Planungssicherheit angeboten. Weitere Pluspunkte seien geringe Wartungskosten, mehr Platz und weniger Geruch sowie die Unabhängigkeit von den Weltmärkten. Damit würden Ressourcen geschont und klimafreundlich geheizt. Um sichere Zahlen zu erhalten, sei zunächst eine Datenerhebung und Bestandsanalyse durchgeführt worden, legte Köhler dar. Dazu zählten die Ermittlung des aktuellen Wärmebedarfs und Erfassung derzeitiger Wärmeerzeuger wie Öl, Gas oder Holzpellets. Dabei stellte man fest, dass in Freienseen ein hoher Heizölanteil zu verzeichnen ist. Registriert wurde ein Anteil von 68 Prozent an Heizungen, die mindestens 15 Jahre alt sind, 88 Prozent arbeiten mindestens seit fünf Jahren. Wenn jeder Haushalt versorgt werden sollte, müssten etwa acht Kilometer Leitungen verlegt werden. Hinzu kämen der Bau eines Energieparks mit einer Photovoltaikanlage inklusive Speicher sowie einer Wärmezentrale. Für den Endnutzer ist eine Übergabestation im Haus nötig. Guth ging in seinem Vortrag auf die technischen Details aller Komponenten ein. Für die Wärmezentrale und den Energiepark wurden bereits mehrere Standorte ins Auge gefasst. Nun gelte es, mit den Grundstückeigentümern in Verhandlungen zu treten. Die präsentierte Kostenübersicht sei zugeschnitten auf 176 Abnehmer. 10 000 Euro sind demnach als Erstinvestition für eine Wohnungsübergabestation aufzuwenden. Je nach Gebäudeart wären 30 bis 102 Euro monatlicher Grundpreis fällig, der Arbeitspreis wurde mit zwölf bis 14 Cent/Kilowattstunde berechnet. Im Gegensatz zur deutlich teureren Ölheizung spare man langfristig die Gebühren für den Schornsteinfeger und habe geringere Wartungskosten. Sollten mehr Abnehmer als 176 oder weniger installieren, würde sich die Modellrechnung entsprechend reduzieren oder erhöhen. Die Fragen der Zuhörer bezogen sich vorwiegend auf die ins Auge gefassten Standorte für den Energiepark und die Wärmezentrale. Außerdem spielten die Technik und die Versorgungssicherheit eine Rolle, wie auch die Kosten und Folgekosten. Auf die Frage, wann das System betriebsbereit wäre, konnten die Experten nur eine wage Antwort im Bereich von rund fünf Jahren geben. Nun stehe zunächst die Akquise an, die bis zum 30. Juni laufen soll. FOTO: FP
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